Einiges an Wasser ist seit dem letzten Eintrag hier die Flüsse dieser Welt entlang gelaufen und mit Sicherheit ist einiges passiert. Merkwürdige Krankheiten, Saisonende der Bundesliga, Osama tot, der Macho Man verpasst Jesus Big Elbows im Himmel und Gil Scott Heron wird uns mit keinem weitern Album segnen. Aber dieser Moment verlangt tatsächlich nach einem Eintrag: Shaq ist im Ruhestand.
Um zu verstehen, warum mich ausgerechnet dieser Rücktritt aus dem Profisport zu einem Update treibt: Shaquille O’Neal war mehr als nur ein Basketballspieler. Shaq war und ist eine weltweite Popikone – für mich auf einer Stufe mit Michael Jackson, Mickey Mouse, E.T. und Chewbacca. Und das meine ich im positivsten Sinne.
Ich hab keine Ahnung mehr wann oder wie ich Shaq das erste Mal wahrnahm. Ob’s bei Jump auf Sat 1 war, oder beim Video von Can We Rock von Shaq mit den Fu Shnickens auf YO! MTV Raps. Ist auch vollkommen egal.
Mittlerweile gab’s auch mit Sicherheit genügend Rückblicke auf Shaqs Karriere, die darauf hinwiesen, dass Shaq anders war als andere Center seiner Größe. Nicht lang und schlaksig. Sondern lang und dennoch irgendwie kompakt. Ein Schrank mit einem schnellen ersten Schritt und einer schnellen Drehung, der unter dem Korb nicht aufzuhalten war. Ein Spieler, der natürlich seine Schwächen hatte- alleine seine legendäre Freiwurfschwäche, die durch Hack The Shaq schon quasi eine eigene Spieltaktik einführte – aber dennoch wohl der beste Big Man war, den ich je erleben durfte. Vier Titel mit zwei Teams. # 1 Pick…
Was Shaq wirklich heraushebt, ist der Krempel, den er gemacht hat, während er nebenbei die Zonen der NBA dominierte. Schriftsteller, Schauspieler, Rapper….und der ganze andereBlödsinn.
Noch viel wichtiger ist, was Shaq für mich war. Heimlich nachts im Wohnzimmer meiner Eltern sitzen um die Magic zu sehen und dabei mitzuerleben, wie Nick Anderson seine Freiwürfe nicht trifft. Das erste Mal Blue Chips zu sehen (wohl der einzig „gute“ Film mit Shaq – da spielt er auch nur ein Basketballer und keinen Geist, Superhelden oder sonst so einen Müll). Mein erstes Shaq-Attack T-Shirt. Der Tag an dem meine Tante mir ein Magic-Jersey aus einem Staaten-Urlaub mitbrachte (von Champion. Schwarz. Ohne die weißen Längsstreifen, was zu einigen Diskussionen über die Legitimität des Jerseys mit Freunden führte. Für Shaq Reeboks hat es nie gereicht, ich trug Mutombos von Adidas, aber das wäre wieder ein anderes Thema). Videokassetten von YO! zurückspulen um noch mal I Know I Got (Skillz) zu sehen. Bei Freunden übernachten, nur um dort auf dem Supernintendo Shaq-Fu zu spielen (und so zu tun, als sei man nicht vollständig enttäuscht).
Gastauftritte in den merkwürdigsten Filmen (die eigenen waren dann doch nur Müll), Tanz-Battles in Halbzeitpausen und die unfassbar große Fresse machen Shaq – neben der totalen Dominanz der Zone – unsterblich. Wer bringt es schon fertig, am Anfang seiner Profikarriere, ganz zu Beginn seiner Musiklaufbahn, zwei seiner größten Konkurrenten mit den unsterblichen Worten „Now who’s the first pick? Me, word is bond, and not a Christian Laettner, not Alonzo Mourning“ zu beleidigen? Wer tritt schon öffentlich auf und zieht über einen der besten Basketballer aller Zeiten her, mit dem man drei Championships geholt hat und erwähnt ganz nebenbei Legenden wie Ewing und Olajuwon?
Wenn O’Neal zusammen mit Sir Charles Spiele analysieren würde, wäre das wohl das beste Duo, das je auf Bildschirmen zu sehen war.
Worauf ich wohl eigentlich hinaus will ist, dass dieser Rücktritt wieder zeigt, wie schnell die Zeit vergeht. Sich gestern noch auf dem Freiplatz vorgestellt, man wäre Shaq anno 1994 im Dream Team II mit Larry Johnson an der Seite – und jetzt tritt der Held nach einer Saison mit wenig Spielzeit zurück. Man wird alt und die Helden von früher verschwinden.
Für mich wirst du auf ewig Backboards zerschmettern. Danke für die Erinnerungen Big Man – aber mit den Talenten kommen bestimmt noch ein paar dazu.
pax F